Tipps zur Entschleunigung
In unserem Alltag haben wir manchmal das Gefühl, dass uns alles zu viel wird. Die "To-Do-Liste" wird immer länger statt kürzer, egal wie sehr wir uns auch anstrengen. Wir rennen von einem Termin in den anderen und verlieren den Bezug zu uns selbst. Es ist völlig normal sich gelegentlich von seinem Alltag überwältigt zu fühlen, doch gerade dann ist es sehr wichtig den Blick nach innen zu wenden. Wir sollten uns darum bemühen, uns um uns selbst zu kümmern und achtsam mit unserer Energie umgehen. Im folgenden möchte ich einige bewährte Strategien vorstellen, die Sie sich in Ihrem Alltag zunutze machen können, um zu Ihrem inneren Ruhepol zurück zu finden.
Zu Beginn möchte ich erst einmal den Begriff Entschleunigung erklären. Entschleunigung bedeutet, mit der Raserei aufzuhören. Tempo rauszunehmen, auf uns und die Menschen um uns herum zu achten, anstatt schnellstmöglich alles erledigt zu haben. Auf diese Weise können wir unser Stresserleben reduzieren und unser Leben mehr genießen.
​
1. Stress wahrnehmen
Ein erster wichtiger Schritt, um den Alltag zu entschleunigen ist erst einmal wahrzunehmen, dass wir gerade gestresst sind. Stress kann sich ganz unterschiedlich zeigen, körperlich, gedanklich oder auch auf der Gefühlsebene.
Eventuell bemerken Sie eine flache Atmung, einen schnellen Herzschlag, Bauchschmerzen oder ähnliches. Bei vielen Menschen überschlagen sich auch die Gedanken, die "To-Do-Liste" wird immer wieder innerlich abgespult, gefolgt von Gedanken wie: "Ich kann nicht mehr.". Es kann zum Gefühl der Überforderung und Hilflosigkeit kommen, zu Gereiztheit oder zu Stimmungsschwankungen.
Versuchen Sie also am Anfang, nach Ihren Möglichkeiten, sich bewusst einen Moment aus schnelllebigen Situationen herauszunehmen, ein paar tiefe, ruhige Atemzüge zu nehmen und sich selbst zu fragen: "Ist mir diese Situation gerade zu viel?". Damit können wir anerkennen was gerade in uns vorgeht und nächste Schritte planen, um uns zu entlasten. Häufig können wir, selbst wenn wir bemerken, dass wir zu sehr unter Strom stehen, keine Entschleunigung zulassen. Es kommen dann Gedanken auf, wie z.B. "Wenn ich das jetzt nicht erledige, habe ich am Ende nur noch mehr Arbeit.". Dadurch hetzen wir immer weiter durch den Tag und laufen Gefahr unsere Unruhe und unseren Stress auch auf unser Umfeld zu übertragen. Gerade in zu intensiven Situationen ist es wichtig zu entschleunigen, um dann mit neuer Tatkraft und Ruhe an Probleme herantreten zu können und Flüchtigkeitsfehler zu vermeiden.
​
2. Entschleunigende Routinen
Wenn Sie nun für sich festgestellt haben in welchen Situationen Sie sich "überrollt" fühlen, geht es an das Grenzen setzen. "Was kann ich mir aufladen und was ist mir zu viel?". Setzen Sie sich bewusst mit Ihrer Alltagsstruktur auseinander und planen Sie fest Momente der Selbstfürsorge ein. Diese Momente können ganz unterschiedlich aussehen, vielleicht nehmen Sie sich feste Schlafenszeiten vor, oder pünktlich Feierabend zu machen. Vielleicht nehmen Sie sich auch täglich eine halbe Stunde nur für sich selbst und machen in dieser Zeit einfach mal nichts, gehen spazieren, lesen ein Buch oder gehen einem Hobby nach. Es ist wichtig diese Strukturen zu Gewohnheiten werden zu lassen. Natürlich kann es immer mal passieren, dass Sie es nicht schaffen diese entschleunigenden Ziele wahrzunehmen. Seien Sie dann nicht enttäuscht, niemand schafft immer alles!
​
3. Um Hilfe bitten
Schon gar nicht eine Person alleine kann immer alles schaffen. Wenn Ihnen gerade alles über den Kopf wächst scheuen Sie sich nicht davor Freund*innen, Kolleg*innen und Ihre Familie um Hilfe zu bitten. Oft denken wir: "Ich möchte keine Belastung sein, ich schaffe das schon alleine.". Es ist jedoch keine Schande ein paar Aufgaben abzutreten und etwas Kontrolle abzugeben, ganz im Gegenteil! Kommunizieren Sie Ihre Bedürfnisse offen und machen Sie sich diese auch selbst bewusst. Ebenfalls können Sie immer professionelle Hilfe aufsuchen, im therapeutischen Setting oder in Coachings können Sie für Ihre individuelle Situation Lösungsstrategien ausarbeiten und lernen wie Sie sich am besten entlasten können.
​
4. Prioritäten setzen
Als Übung für Zuhause kann es sinnvoll sein einmal Alltagstätigkeiten zu sammeln und zu sortieren. Was ist wirklich eine Priorität, bei der es sich lohnt meine Zeit und Energie hinein zu stecken und wo kann ich vielleicht ein bisschen kürzer treten. Prioritäten sollten Dinge sein, die uns etwas zurückgeben und mit den Zielen, die wir uns gesetzt haben vereinbar sein. So können wir zurück finden, zu dem was für uns zentrale Lebensinhalte sind. Diese können für jeden Menschen anders aussehen, manche möchten sich kreativ ausleben, andere mehr Zeit mit der Familie verbringen und wieder andere möchten sich vielleicht beruflich weiterentwickeln. Egal wo Ihre Prioritäten am Ende liegen, machen Sie sich bewusst, dass Ihre Zeit eine wertvolle Ressource ist und es sich lohnt gewohnte Strukturen auch mal zu erneuern. Natürlich können wir nicht jeden Tag zu 100% nach unseren Wünschen gestalten, aber das muss auch nicht das Ziel sein. Ein Ziel kann sein, dass wir eine bessere und gesündere Balance für uns selbst in unserem Alltag finden - zwischen Ruhe und Chaos.
​
5. Entschleunigt - und jetzt?
Wenn Sie mehr Entschleunigung in Ihren Alltag gebracht haben, werden Sie vielleicht nicht unmittelbar innere Ruhe und Entspannung erleben. Stattdessen wird Ihnen in einigen Momenten eventuell langweilig oder es macht sich sogar ein Gefühl der inneren Leere oder des schlechten Gewissens breit. Diese Erfahrung kann unangenehm sein, ist jedoch ganz normal. Es kann sogar zu persönlichem Wachstum beitragen, sich mit diesen Gefühlen auseinanderzusetzen. Es ist wichtig zu wissen, diese Gefühle der Leere machen sich nicht breit, weil Sie nun entschleunigter leben, sondern sie waren immer schon da und wurden nur durch den vorbeirauschenden Alltag übertönt. Die einkehrende Ruhe kann eine wunderbare Möglichkeit sein, um auch den Umgang mit unangenehmen Gefühlen zu verbessern. Entschleunigung ist also nicht DAS Ziel, sondern eine Möglichkeit sich selbst besser kennen zu lernen und einen besseren Einklang mit sich selbst zu finden.